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 Freckenhorst -  Freckenhorst - 
-Dass die Stiftskammer in der Petrikapelle in Freckenhorst nach der Domschatzkammer in Münster die bedeutendsten sakralen Schätze im Münsterland aufbewahrt, ist allgemein bekannt. Eine besondere Kostbarkeit darunter ist das „Evangeliar der Emma“. Geschrieben im 10. Jahrhundert, also vor über tausend Jahren, ist es zugleich die älteste Handschrift in Freckenhorster Besitz. Das Buch enthält die Texte der vier Evangelien und bekam seinen Namen von einem lateinischen Widmungsgedicht auf der ersten Seite, in der eine Nonne „Emma“ als Auftraggeberin genannt wird.+{{ :zumort:geschichte:img_6429c.jpg?150|}}Dass die Stiftskammer in der Petrikapelle in Freckenhorst nach der Domschatzkammer in Münster die bedeutendsten sakralen Schätze im Münsterland aufbewahrt, ist allgemein bekannt. Eine besondere Kostbarkeit darunter ist das „Evangeliar der Emma“. Geschrieben im 10. Jahrhundert, also vor über tausend Jahren, ist es zugleich die älteste Handschrift in Freckenhorster Besitz. Das Buch enthält die Texte der vier Evangelien und bekam seinen Namen von einem lateinischen Widmungsgedicht auf der ersten Seite, in der eine Nonne „Emma“ als Auftraggeberin genannt wird.
  
 Schon dadurch, dass Bücher in früher Zeit auf Pergament handgeschrieben waren, besaßen sie einen hohen Wert. Für die Christen waren die heiligen Schriften der Bibel das anschaulich gewordene Wort Gottes, so dass in sie zusätzlich Schmuckblätter und später wertvolle Kupferstiche eingefügt wurden. Solche Schmuckblätter gibt es auch im „Evangeliar der Emma“. Schon dadurch, dass Bücher in früher Zeit auf Pergament handgeschrieben waren, besaßen sie einen hohen Wert. Für die Christen waren die heiligen Schriften der Bibel das anschaulich gewordene Wort Gottes, so dass in sie zusätzlich Schmuckblätter und später wertvolle Kupferstiche eingefügt wurden. Solche Schmuckblätter gibt es auch im „Evangeliar der Emma“.
  
-{{ :zumort:geschichte:img_6429c.jpg?100|}}Zu Weihnachten kann man den berühmten, von tiefer theologischer Bedeutsamkeit gekennzeichneten Beginn des Johannesevangeliums aufschlagen, dessen lateinische Fassung mit den Worten „In principio erat verbum“ - „Im Anfang war das Wort“ beginnt und mit der weihnachtlichen Verkündigung endet „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Ebenso wie der Evangelist Lukas ist auch der schreibend an einem Pult sitzende Johannes ganzseitig dargestellt.+{{:zumort:geschichte:img_6427c.jpg?150 |}}Zu Weihnachten kann man den berühmten, von tiefer theologischer Bedeutsamkeit gekennzeichneten Beginn des Johannesevangeliums aufschlagen, dessen lateinische Fassung mit den Worten „In principio erat verbum“ - „Im Anfang war das Wort“ beginnt und mit der weihnachtlichen Verkündigung endet „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Ebenso wie der Evangelist Lukas ist auch der schreibend an einem Pult sitzende Johannes ganzseitig dargestellt.
  
-{{:zumort:geschichte:img_6427c.jpg?100 |}}Die sogenannte Initiale, seines Berichtes, der erste Buchstabe also, erscheint als „I“ mit reichen Randverzierungen über die ganze Länge der Seite gezogen. Der Text folgt dieser „Schmuckinitiale“ in der bis heute gut lesbaren Schriftform der Großbuchstaben der römischen Antiqua, die ja noch dem Druckbild unserer Bücher entspricht.+Die sogenannte Initiale, seines Berichtes, der erste Buchstabe also, erscheint als „I“ mit reichen Randverzierungen über die ganze Länge der Seite gezogen. Der Text folgt dieser „Schmuckinitiale“ in der bis heute gut lesbaren Schriftform der Großbuchstaben der römischen Antiqua, die ja noch dem Druckbild unserer Bücher entspricht.
  
-{{ :zumort:geschichte:img_6424c.jpg?100|}}Wenn wir uns in die Aussagen des Weihnachtsevangeliums nach Johannes vertiefen, befinden wir uns in interessanter Gesellschaft. Goethe lässt in seinem Faustdrama den Gelehrten Faust genau diesen Text aufschlagen und nach der Bedeutung von verbum - Wort fragen. Faust erkennt, dass die griechische Entsprechung „logos“ für „verbum“ erst zur Kernaussage führt. Die Bedeutung des griechischen „logos“ ist nämlich umfassender und sieht im „Wort“ Vernunftkraft und Geist enthalten. Allerdings entscheidet sich Faust fälschlich für die Übersetzung „Tat“, um die eigene Rastlosigkeit zu rechtfertigen. Wir sollten es beim Blick auf das Freckenhorster Evangeliar zu Weihnachten jedoch bei der Vorstellung belassen, dass Geist und Vernunftkraft Gottes in der Christgeburt „Fleisch“, also menschliche Wirklichkeit und Anschaulichkeit geworden ist.+{{ :zumort:geschichte:img_6424c.jpg?150|}}Wenn wir uns in die Aussagen des Weihnachtsevangeliums nach Johannes vertiefen, befinden wir uns in interessanter Gesellschaft. Goethe lässt in seinem Faustdrama den Gelehrten Faust genau diesen Text aufschlagen und nach der Bedeutung von verbum - Wort fragen. Faust erkennt, dass die griechische Entsprechung „logos“ für „verbum“ erst zur Kernaussage führt. Die Bedeutung des griechischen „logos“ ist nämlich umfassender und sieht im „Wort“ Vernunftkraft und Geist enthalten. Allerdings entscheidet sich Faust fälschlich für die Übersetzung „Tat“, um die eigene Rastlosigkeit zu rechtfertigen. Wir sollten es beim Blick auf das Freckenhorster Evangeliar zu Weihnachten jedoch bei der Vorstellung belassen, dass Geist und Vernunftkraft Gottes in der Christgeburt „Fleisch“, also menschliche Wirklichkeit und Anschaulichkeit geworden ist.
  
 Klaus Gruhn  Klaus Gruhn